Interview mit Steffen Nitz

(Bürgermeister II, Die kleine Gilde II)

Hallo Steffen, kannst Du bitte etwas über Dich und Deinem Amiga Werdegang erzählen?

Mein Bruder Rainer hat sich 92/93 einen Amiga 500 zugelegt,  von dem ich ziemlich begeistert war und ich übernahm seinen C64

wo ich meine ersten Programmier-Erfahrungen sammelte.

Später 94/95 rüstete mein Bruder den A500 auf OS3.1 mit HD und 8MB Ram auf,

wovon aber Dank eines defektes nur 4MB verfügbar waren.

Irgendwann, wollte ich dann mit dem Amiga programmieren und versuchte mich erst

auf den besagten A500, mit AmigaBasic.

Womit ich,aufgrund mangelnder Dokumentation nicht weit kam.

Dann sah ich eine Anzeige in einer Amigazeitschrift über BlitzBasic II, 

ich wartete nicht lange und Bestellte mir die Englische Version für ca. 139DM.


Mit der Englischen Version machte ich dann ein paar Versuche zu programmieren.

Dann viel ich meinen Bruder jeden Tag auf den Wecker, da ich den A500 besetzte.

Ok dachte ich mir, du brauchst einen eigenen Amiga. 

Also holte ich mir den A1200 Magic 810HD mit der Blizzard 1230/50Mhz und 4MB Ram (den ich später in einen A1200T PPC ausrüstete).

Nun hatte ich Zeit, mich um BlitzBasic zu kümmern.

Allerdings kann ich kein englisch, weshalb ich mit der englischen Version nicht sehr weit kam, aber einen Einblick erhielt.

Deshalb legte ich mir noch die Deutsche Version für damals 225DM zu, womit ich dann nach einigen lernen,

mein erstes Projekt schrieb, soviel ich noch weis war es die Wirtschaftssimulation "Bürgermeister I".


Ein WB-Programm wie alle meine bisherigen Projekte, gefolgt von Regist I

(Registrungs-Verwaltung), Bürgermeister II, Regist II und CMLV I&II (CD-MC-LP-Verwaltung).


Dann nach ca.2  Jahren Pause von der Programmiererei folgten meine 4-5 SN-Archive (Siehe Homepage)

und RunTime welches aber mit StormC4 entstanden ist.

(StormC4 holte ich mir 2002 für Ca 100Euro). Ich fing dann an, an der "Die Kleine Gilde" zu schreiben bis ich alle Unterlagen verlor,

wonach ich dann eigentlich den Amiga verlassen wollte,

 bis zum 13.09.2003 als ich für Windows oder Linux eine vernünftige Euro-Münzen-Verwaltung suchte die aber erfolglos blieb.


Ich wollte unter Linux dann eine Euro-Verwaltung mit KDE entwickeln,

hatte dann aber schon sehr bald keine Lust mehr mich in KDE einzuarbeiten, 

da es mir zu kompliziert war und KDE auch keine deutsche Dokumentationen besaß.

Aber da ich eine Euro-Verwaltung dringend benötigte entschied ich mich diese mit BlittzBasic auf dem Amiga zu verwirklichen.

Es entstand also SN-EuroArchiv, wo gerade die Version 1.4 entwickelt wird.

Ich war aber mit SN-EuroArchiv nicht ausgelastet, weshalb ich nach langen Überlegen, das Projekt "Die Kleine Gilde II" begann ...


Anfang 2004 hast Du die erste öffentliche Version von Deiner Wirtschaftssimulation "Die kleine Gilde II" veröffentlicht.

Wie kam es zum Re-Release nachdem Du schon 2003 eine Version in Entwicklung hattest?

Wie gesagt, war ich mit SN-EuroArchiv nicht ausgelastet, also überlegte ich was ich noch so machen könnte und entschied mich dazu,

das Projekt "Die Kleine Gilde II" wieder aufflammen zu lassen.

DKG I musste ich leider aufgeben da ich alle meine Unterlagen verlohnen hatte.

Also entstand leider nur ein Release von DKG I und ich wollte mit dem Amiga aufhören.


Ich entschied mich aber dann nach ein paar Programmier-Versuchen unter Linux und Windows dazu,

Die Kleine Gilde II zu schreiben.

Am 29.02.2004 kam dann mit dem Okay von Olaf Köbnik, den ich,glaub ich, als Beta-Tester für DKG II bezeichnen darf,

das erste Release von DKG II.


 Was hat Dich damals auf die Idee gebracht, DKG für den Amiga umzusetzen bez.

 kannst Du unseren Lesern etwas über das Spielprinzip von DKG erzählen?

Ich suchte nach einen neuen Spiel für Windows und entdeckte in einem Kaufhaus,

die Wirtschaftssimulation "Die Gilde" und kaufe es.

Nachdem ich das Spiel eine Zeit lang spielte, stellte ich fest, das ich das Spiel mit Gravierender Grafischen Einschränkung

(Kein 3D) doch für den Amiga umsetzen könnte.

Mich fassettierte das Spielprinzip mit den vielen Möglichkeiten, wo ich mir fast sicher bin, das ich noch nicht alle entdeckt habe.


Es ist eine rundenbasierene Wirtschaftssimulation, für den Zeitraum des Mittelalter von 1400 bis 1600.

Aber auch ein Echtzeit-Strategiespiel mit Rollenspielelementen und eine Lebenssimulation.

Das Faszinierende an Die Kleine Gilde ist, das man eine ganze Familiendynastie gründen muss,

wenn man nach dem Tod seines Charakters nicht schön aufhören, sondern mit seinen Kindern weiterspielen möchte.


Man ist Handelsmann, der am Anfang in einen der Startberufe wie Schmied, Tischler,

Steinmetz, Alchimist, Parfümier, Wirt, Dieb, oder Prediger schlüpft.

Wenn man ein wenig Geld zusammen gerafft hat, kann man auch den Beruf wechseln um z.B.

Geldleiher oder einen anderen der Startberufe zu wählen.

Zusätzlich kann man sich um Ämter in der Landesebenen Stadtrat, kirchliche Ebene, Stadtdiener,

Stadtschergen und Informanten bewerben.


Orientierst Du Dich bei der Entwicklung von der DKG ausschließlich an die PC Vorlage

"Die Gilde" oder in welchen Punkten unterscheidet sich Deine Version von der PC Version?

Ich orientiere mich hauptsächlich an der PC-Version, versuche aber eigene Ideen mit einzubinden.

In der PC-Version ist es z.B. nicht möglich auf Gesetzte Einfluss zu nehmen.

In der Amiga-Version ist es aber schon möglich Einsprüche gegen Gesetzte vorzubringen,

die dann irgendwann geändert werden.

Und so wie ich das beurteilen kann gibt es schon mehr Zufalls-Ereignisse als in der PC-Version vorhanden sind.

Außerdem gibt es noch einen Armbrust-Wettbewerb der im Original nicht vor kommt.


Du hast schon einige interessante Spiel-Elemente in DKG eingebunden,

welche Ideen hast Du für zukünftige Versionen bez. gibt es Ideen die sich nicht umsetzten lassen?

In der nächsten Version wird es das werben von Ehepartnern, die Heirat, der Nachwuchs,

der eigene Tod und schließlich das Erbe am eigenen Kinde geben.

Außerdem können dann 1 oder 2 Waren benutzt werden (nötiger Teil für die eben genannten dinge).

Einbauen lassen sich so gut wie alle Dinge der PC-Version, nur an der Grafischen Darstellung hapert es.


Worin unterscheidet sich Deiner Meinung nach DKG  von anderen Amiga Wirtschaftssimulation

bez. welche Eigenschaften würdest Du besonders hervorhebe?

Hm, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.


Spielerisch gefällt mir DKG sehr gut, allerdings könnte es meiner Meinung nach,

etwas weniger Fenster geben die man im laufe des Spieles öffnen bez. schließen muss,

vorausgesetzt man hat nur einen Sceennmode von 800x600 zur Verfügung.

Wird DKG sich vom Spielaufbau/Ablauf in Zukunft noch ändern?

Glaube nicht, das sich da noch was ändern wird.


Grafisch wirkt die DGK schon ganz nett, könnte aber noch etwas fein Schliff

gebrauchen, bez. ein etwas Einheitlicheres Gesamt Design, planst Du in dieser Richtung noch etwas?

Als erstes bräuchte ich einen Grafiker, ohne ihn sind alle Planungen sinnlos.


Auf welchem System wird DKG entwickelt und welche Software kommt dafür zum Einsatz?

DKG II wird unter Amithlon mit OS3.9 entwickelt.

An Software benötige ich bis jetzt AmiBlitz2, GoldED, StormC4 und diverse kleine Tools wie Watchmem, SnoopDos usw.


Wie lange hast Du bis jetzt an DKG entwickelt?

Wie lange ich an DKG I gesessen habe weiß ich leider nicht mehr, aber an DKG II entwickle ich seit Oktober 2003.


Gibt es eines der derzeitigen Systeme bez. Alternativen die für Dich in Zukunft als Entwickler Plattform in Frage kommen?

Sprich welches OS, wirst Du in Zukunft unterstützen?

Eigentlich nicht, wenn OS4 nicht gerade auch für den PC erscheint, so wird es bei OS3.9 bleiben, ggf. noch MorphOS. 


Eine Wirtschaftssimulation ist schon lange nicht mehr für den Amiga veröffentlicht worden,

welche Motivation beflügelt Dich um solch ein Spiel zu entwickeln, bez. glaubst Du es gibt noch ausreichend Spieler am Amiga?

Ich programmiere hauptsächlich aus Zeitvertreib.

An DKG II fasziniert mich weiterhin der Punkt mal ein größeres Projekt in Angriff zu nehmen.

Hoffentlich behalte ich den Überblick. 

Ob es noch ausreichend Spieler für den Amiga gibt kann ich nicht beurteilen, 

ich wäre aber schon froh wenn sich 3-5 Leute für das Spiel registrieren lassen.


Bist Du mit den Reaktionen auf DKG , der User bis dato zufrieden?

Ja, es geht, könnte ruhig ein wenig mehr sein.


Was glaubst Du ist der Grund,das es immer weniger Entwickler gibt, 

die Interesse haben Shareware/Freeware Spiele zu entwickeln?

Die Amiga-User werden immer weniger und somit das erhalten die Entwickler kaum bis gar keine Reaktionen mehr auf ihre Software.


Welche Spiele bevorzugst Du heute noch am Amiga?

Ich spiele sehr sehr selten und gar nicht mehr mit dem Amiga.

Mit dem Amiga programmiere ich nur und halte meine Euro-Verwaltung (SN-EuroArchiv)  auf den neusten Stand.


Können Wir mit weiteren Spielen bez. Programme von Dir rechnen in Zukunft?

Erstmal nein.

Ich bin mit DKG II und SN-EuroArchiv voll ausgelastet.


Wie schätzt Du die Zukunft vom AmigaOS System ein (Amiga Klassik/AmigaOne)

bez. was wäre Deine Wunsch Vorstellung,wie das AmigaOS in Zukunft aussehen sollte?

Ich sehe keine Chance dafür das der Amiga wieder populärer, egal ob AmigaOne oder Amiga Klassik werden wird.

Ich glaub das der Markt noch kleiner als klein werden wird.

Ich wünschte mir AOS4 würde auch für den PC erscheinen.

Ich habe nicht das Geld und den Platz, mir einen AmigaOne, Pegasos usw. hinzustellen

und ich schätze mal das es vielen genauso geht.


Deine letzten Worte an die Leser?

Gebt allen Programmierern viel Feedback z.B. durch Registrierungen und Vorschlägen wenn ihr die Programme benutzt.

Um so mehr positiven Feedback es gibt um so höher ist die Wahrscheinlichkeit, das noch Software für den Amiga erscheint. 

Und Finger weg von Raubkopien!!

Die tragen letztlich dazu bei das der Amiga stirbt!!


© Amiga Arena 03/2004