Interview mit Frank Abbing

(Weltendämmerung, Riskful, Awaking)

Hallo Frank, kannst Du bitte etwas über Dich und Deinem Amiga Werdegang erzählen?

Das ist ja nun schon etwas her.

Ich kam damals als Wehrdienstleistener zur Bundeswehr; zu dieser Zeit besaß ich einen C64.

In einer der Nachbarbuden dort hatte jemand seinen neuen Amiga 500 aufgebaut,

der nach Feierabend natürlich immer lief und umringt war.

Für mich stand fest: Sowas will ich auch haben!

 

Wenn Du so zurück denkst, was hat den Amiga für dich damals so besonders gemacht 

und was verbindest Du noch heute mit dieser Zeit?

Heute starte ich hin und wieder den Amiga-Emulator auf dem Smartphone...

Mich haben damals besonders die Grafik- und musikalischen Fähigkeiten fasziniert.

Sowas war man zu der Zeit nicht gewohnt.   

 

Was waren für Dich die Vor und Nachteile vom Amiga(OS)?

Er ließ sich hervorragend programmieren.

Anfangs war es allerdings für einen Umsteiger vom C64 sehr schwierig, nicht mehr mit festen Speicheradressen zu arbeiten.

Als großen Vorteil empfand ich das Multitasking.

 

Wann hast Du angefangen, auf dem Amiga zu entwickeln und was war Dein erstes Programm?

Das muß 1990 oder 1991 gewesen sein.

Das erste Programm war "Weltendämmerung", ein Strategiespiel für einen Spieler gegen einen gewieftem Computerspieler,

mit geteiltem Bildschirm.

Das ist aber nie irgendwo veröffentlicht worden.  

 

Wie bist Du zum programmieren gekommen und wie hast Du es erlernt?

Das Handbuch des C64 war damals "schuld".

Dort war ein Miniprogramm zum Abtippen vorhanden, "Up, up and away".

Ein bunter Ballon flog völlig selbstständig über den kargen Textbildschirm, während man normal weiter tippen konnte.

Das hat mich ziemlich fasziniert und ich fing an, mit dem Quellcode zu spielen.

Gelernt hab ich mittels learning by doing.

 

Wie bist Du auf die Idee gekommen damals eine Risiko Umsetzung für den Amiga zu entwickeln

und welche Herausforderungen gab es bei der Umsetzung?

Ich mochte das Brettspiel Risiko schon immer.

Da lag es nah, das mal als Umsetzung für den Amiga zu programmieren.

Das Kniffeligste war wohl, die intelligente Verteil-Routine für die Armeen der Computergegner am Ende des Zugs zu schreiben.

Allgemein ist es immer eine Herausforderung, einen Computergegner zu kreieren,

der weder zu schwach, noch zu stark agiert. 

 

Meiner Meinung nach ist Deine Umsetzung des Brettspiels Risiko mit die beste, die es für den Amiga gibt,

wie war das allgemeine Feedback?

Danke!

Das Feedback war recht gut.

Noch Jahre später meldeten sich Leute und bedankten sich oder wollten das Spiel kaufen.

 

Hat sich im nachhinein, die Entwicklung für den Amiga damals noch ausgezahlt?

Finanziell zumindest nicht.

Würde man ausrechnen, die viele Stunden die Programmierung eines Programms gedauert hat

und wie viele Leute es entsprechend gekauft haben, wäre der Stundenlohn lächerlich.

Da ich Programmierung aber immer nur als Hobby betrieben habe und nicht beruflich oder wegen des Geldes,

spielte das für mich nie eine Rolle.

 

Riskful wurden als Shareware vertrieben, was hat das Shareware Prinzip für Dich ausgemacht?

Beim Verkauf eines Programms an ein Computermagazin, wie es davor oft üblich war,

hatte man quasi die Rechte daran abgegeben. 

Als Shareware betrieben, blieben die Rechte erhalten und so konnten z.B. Updates daran erfolgen.

Das war für mich das bessere Vermarktungssystem.

Wenn auch nicht das Einträglichste. ;)   

 

Weist Du vielleicht noch, in welcher Größen Ordnung man bei den Registrationen sprechen kann?

Vielleicht 100 Leute?

Ich kann es nicht mehr genau sagen.

Aber wie gesagt, reich wurde man davon ganz bestimmt nicht. 

 

Wie sah die Situation in der Shareware Szene damals aus, wie war das Feedback der User?

Das Feedback war ansprechend.

Da kann ich mich über Lob und neue Vorschläge nicht beklagen. 

Über die Shareware-Szene kann ich nicht viel erzählen.

Sie boomte zu der Zeit stark, aber sonderlich interessierte sie mich nicht.

 

Riskful wurde auch für den Windows PC umgesetzt, wie wurde Riskful von den PC Anwendern aufgenomnmen

bez. im Vergleich zum Amiga, was Registrationen, Feedback etc. betraf?

Die Registrierung der PC-Version lief um einiges besser.

Da waren die Nutzerzahlen doch deutlich höher.

Das Feedback war ähnlich gut.  

 

Wie kam es zu der Entwicklung von Awaking?

Das war eigentlich mehr ein Spaßprojekt für zwischendurch,

was sich halt immer weiter entwickelt hat und schließlich irgendwann fertig war.  

 

Welches Deiner Programme war das Zeit intensivste bei der Entwicklung?

Riskful war schon recht aufwändig.

Gerade, weil es für zwei verschiedene Computer geschrieben wurde.

Für den PC hab ich mehrere Shared Libraries (Dll's) für Programmierer geschrieben,

die über Jahre immer weiter entwickelt wurden, z.B. die ProSpeed.dll.

 

Gibt es bestimmte Momente, an die Du Dich gerne zurück erinnerst?

Ja, viele. Die kann ich gar nicht alle aufzählen. 

Toll fand ich immer, wenn mein Nachbar, der mit Vorliebe und häufig meine Spiele und Programme testete,

einen Programmfehler fand, den ich selber so niemals entdeckt hätte.

An der Stelle nochmal vielen Dank an Christian! :)

 

Wann kam dir zum ersten mal der Gedanke die Entwicklung Deiner Software bez. das programmieren auf dem Amiga 

einzustellen und was waren die Gründe dafür?

Der PC wurde immer präsenter, der Amiga immer weniger präsent.

Es macht halt irgendwann keinen Spaß, etwas zu programmieren, wenn es kaum jemand benutzt.  

 

Besitzt Du noch einen Amiga, wenn ja welches Modell bez. welches Modell hast Du besessen? 

Ich besitze nur einen Emulator für Android.

Den Rest, einen Amiga 500 und einen Amiga 1200 nebst Disketten usw. hatte ich irgendwann mal weg gegeben.

 

Was hätte Deiner Meinung nach passieren müssen, 

damit der Amiga nach dem Ende von Commodore 1994 noch eine Chance, neben dem PC gehabt hätte?

Es hätte einer neuen, starken Führung bedurft, die auch das reine Image des Spielecomputers hätte abbauen müssen.

 

Verfolgst Du heute noch die Geschehnisse Rund um den Amiga?

Nein.

Aber allgemein sind Computer bei mir in den letzten Jahren stark in den Hintergrund getreten.

Die Zukunft ist in meinen Augen das Smartphone. 

 

Hast Du in irgendeiner Form, heute noch etwas mit dem Amiga zu tun?

Mit dem Amiga nicht.

Allerdings moderiere ich in einem Forum zusammen mit Petra Struck, einer langjährig engagierten Macherin von amiga-news.

Ich kenne sie auch persönlich.

Zählt das? ;) 

 

Deine letzten Worte an die Leser? 

Ich finde es toll, dass es immer noch viele Leute gibt, die sich mit dem Amiga beschäftigen!

Habt weiterhin euren Spaß!

 

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